Martin Habacher. Er sitzt in einem Elektrorollsruhl. Auf seinem Shirt steht mabacher. Er trägt eine Brille und eine schwarze Kopfbedeckung.

Bewegte Bilder gegen Barrieren

Der Mabacher Award wird heuer erstmalig vergeben. Er prämiert herausragende Dokumentarfilme (zukünftig Filme aller Genres), die mit ihren diskriminierungsfreien Inhalten dazu beitragen, Barrieren in der Gesellschaft aufzubrechen. Die Verleihung findet in Zuge des This Human World Festivals statt. 

2017 lief die Dokumentation Mabacher – #ungebrochen von Stefan Wolner in den österreichischen Kinos an. Im Zentrum steht Martin Habacher, Inklusionsaktivist und „kleinster Youtuber der Welt“, wie er sich selbst nennt, und sein Leben. Martin, der einen Rollstuhl nutzt, trifft tagtäglich auf Barrieren. Barrieren wie Stufen vor Eingängen, nicht abgeschrägte Bordsteine, aber auch Barrieren in den Köpfen von Menschen. Nie nahm der 41-jährige ein Blatt vor den Mund, wies mit Nachdruck auf diskriminierende, ableistische Denkweisen hin und forderte die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Seinen Humor hat er dabei nie verloren: „Ich will diesen Mythos brechen und zeigen, im Prinzip ist er auch nicht viel anders als ich – nur ein bisschen kürzer und sitzt den ganzen Tag herum, auf seinen faulen Arsch“, formuliert er.

Mabacher – #ungebrochen ist eine Doku auf Augenhöhe, die Martin die Erzählung leiten ließ und damit zu einem sehenswerten Beispiel für stereotypenfreie Darstellung von Menschen mit Behinderungen wurde.

Stereotype, die in Anlehnung an den US-amerikanischen Journalisten und Schriftsteller Walter Lippmann auch als „pictures in our heads“ verstanden werden, halten sich hartnäckig, auch, weil sie von Medien ständig reproduziert werden. Zielgruppenorientierte Produkte der Kulturindustrie wie Filme verwenden Stereotype, um an den Erwartungen und Gewohnheiten der Rezepient*innen anzuknüpfen. Meist unbemerkt können so auch Vorurteile und Barrieren verstärkt werden, die zu Diskriminierung und Exklusion führen.

Dennoch gibt es zahlreiche Filmschaffende, die mit viel Fingerspitzengefühl eine diskriminierungsfreie Darstellung von marginalisierten Personengruppen umsetzen und Narrative schaffen, die Diversität und Inklusion fördern. Die Initiator*innen des Mabacher Awards wollen diese herausragenden Beiträge prämieren und die Öffentlichkeit für das Thema Inklusion im und durch Film bzw. diskriminierungsfreie Darstellungen in Bewegt-Bild-Produkten sensibilisieren. Alle für den Mabacher Award eingereichten Filme wirken gesellschaftlicher Ausgrenzung entgegen und fördern ein gleichberechtigtes Miteinander.

 

Mabacher Award – wie die Idee entstand

Überschattet wurde der Kinostart von Mabacher – #ungebrochen damals vom unerwarteten Ableben Martins. Zahlreiche Wegbegleiter*innen sahen sich nicht nur das visuelle Portrait an, sondern verabschiedeten sich gleichzeitig von einem Freund und willensstarken Mitstreiter in Sachen Inklusion. Regisseur Stefan Wolner ließ das Thema Inklusion seitdem nicht mehr los: „Martin hat uns neue Perspektiven gezeigt und uns von vielen Vorurteilen befreit – oft durch seine offene und direkte, aber auch humorvolle Art“, erinnert sich Wolner. So entstand die Idee, einen Teil von Martins Engagement weiterzuführen. Gemeinsam mit seiner Kollegin, Autorin Hannah Wahl, wurde an der Idee gefeilt, ein Verein gegründet und schließlich der Filmpreis Mabacher Award ins Leben gerufen. „Martin forderte ein, was Menschen mit Behinderungen zusteht, aber noch immer nicht Realität ist: Die gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen und: Selbstbestimmung. Martin fehlt, aber sein Engagement und das vieler anderer Aktivist*innen wird fortgeführt. Wir wollen als Verbündete einen kleinen Beitrag leisten und Filme herausheben, die für eine diskriminierungsfreie, diverse und inklusive Welt einstehen“, so Wahl.

 

In Erinnerung an Martin Habacher (1977-2019).

 

Mehr Informationen unter: www. mabacher-award.com 

 

Nominierte Filme 2023

Eva-Maria von Lukas Ladner – 2021

It Works II von Fridolin Schönwiese – 2022

Lass mich fliegen von Evelyne Faye – 2023

Zusammenleben von Thomas Fürhapter – 2021

 

 

Mabacher Award Jury 2023

Malina Nwabuonwor

Malina Nwabuonwor studierte Drehbuch und Dramaturgie an der Filmakademie Wien und am Centro de Capacitación Cinematográfica in Mexiko Stadt. Sie ist Koordinatorin des Drehbuchentwicklungsprogramms Diverse Geschichten und als Lektorin für verschiedene Filmproduktionsfirmen und Festivals tätig. Sie arbeitet als Autorin und Dramaturgin u.a. auch im Writers Room für Disney+ und UFA.

Natalie Schwager

Natalie Schwager studierte Schnitt an der Filmakademie Wien und ist Gründungsmitglied von La Banda Film, einem Arbeitskollektiv und Produktionsunternehmen. Seit 2007 arbeitet sie als freie Editorin an Spiel- und Dokumentarfilmen.

Yuria Knoll

Yuria Knoll ist Schauspielerin und Tänzerin aus Wien. 2015 stand sie das erste Mal als Teil des Ensembles „Junges Volkstheater“ auf der Bühne – darauf folgten zahlreiche weitere Auftritte. Zuletzt war sie in _Walking: Holding_, einer Performance von Rosana Cade zu sehen. Knoll ist eine von wenigen Schauspieler*innen mit Behinderungen im deutschsprachigen Raum.