Man sieht viele Veranstaltungsteilnehmende und davor die Bühne, auf der Hannah Wahl liest.

Erstpräsentation „Radikale Inklusion“ im vollbesetzten Saal der Wiener Hauptbücherei

Am 2. März 2023 fand die Erstpräsentation der Streitschrift „Radikale Inklusion. Ein Plädoyer für Gerechtigkeit“ in der Wiener Hauptbücherei statt. Alle Tickets wurden vergeben und so nahmen mehr als 70 Personen an der Veranstaltung teil. Das Motto des Abends war klar: Inklusion muss radikal gedacht werden.

Den Beginn machte Hannah Wahl, die aus ihrem neu erschienen Buch „Radikale Inklusion“ drei Auszüge vorlas. Danach folgte ein Gespräch mit Isabell Naronnig, der Leiterin der Peer-Beratung von Frauen* mit Behinderungen im Verein Ninlil. Sie brachte Botschaften von Frauen mit Behinderungen mit, die deutlich machten, dass selbstbestimmtes Leben besonders für Frauen mit Behinderungen immer noch in weiter Ferne liegt. Ein zentraler Punkt um Selbstbestimmung zu forcieren, da waren sich alle einig, ist der Abbau von Sondereinrichtungen wie Heimen, Werkstätten oder Sonderschulen und die gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen. Zudem brauche es ein funktionierendes System von Persönlicher Assistenz, das unabhängig von einem „Behinderungsgrad“, einer „Behinderungsart“ oder dem Wohnort zur Verfügung gestellt wird. 

Man sieht die PowerPoint. Darauf steht Hannah Wahl und Radikale Inklusion. Auf der Folie ist eine Person gezeichnet die sich das Hemd aufhält. Auf dem T-Shirt steht Radikal.

Wir müssen Inklusion radikal denken, denn wir brauchen mehr als kleine Veränderungen, damit alle Menschen gleichberechtigt und selbstbestimmt leben können. Radikale Inklusion verlangt von uns gesamtgesellschaftliche Neugestaltung und auch das Hinterfragen unseres Wirtschaftssystems, das den ,Wert‘ von Menschen über ihre Leistung definiert“, so Autorin Hannah Wahl. „Das bedeutet auch: Keine Kosten-Nutzen-Rechnungen im kapitalistischen Sinne. Es darf nicht mehr darum gehen, ob wir uns Inklusion und Barrierefreiheit leisten wollen, sondern nur noch darum, woher wir die Gelder nehmen. Und das ist im Sinne einer solidarischen Gesellschaft dort, wo Konzerne in Krisen Gewinne generieren und bei den Reichen.“ Schauspielerin Yuria Knoll führte als Moderatorin durch den Abend.

Der volle Saal der Hauptbücherei.

Ein besonderes Merkmal der Streitschrift ist die Zusammenfassung in Leichter Sprache, die in Zusammenarbeit mit Capito erstellt wurde und von einer Gruppe aus Menschen mit Lernschwierigkeiten überprüft wurde. Sie ist auf der Seite des Leykam-Verlages kostenfrei erhältlich. Damit wurde ein Versuch unternommen, den durchaus komplexen Inhalt einer möglichst großen Zielgruppe zugänglich zu machen und Barrieren abzubauen. Auch bei der Veranstaltung wurde Barrierefreiheit groß geschrieben: Petra Plicka fasste die Inhalte in einfach verständlicher Sprache zusammen und ergänzte sie durch aussagekräftige Bilder. Als ÖGS-Dolmetscher*innen waren Elke Schaumberger und Patricia Brück Vorort.