Erich Girlek steht vor der Pferdeschwemme in Salzburg. Er trägt ein hellblaues Hemd. Man sieht den Gurt einer Umhängetasche. Er trägt kurzes braunes Haar und blickt freundlich in die Kamera.

Große Trauer um Erich Girlek

Der Pionier der unabhängigen Selbstvertretungsarbeit und langjähriges Mitglied des Unabhängigen Monitoringausschusses verstarb im April.

Hannah Wahl für den Unabhängigen Monitoringausschuss

„Wir sind tieftraurig und erschüttert über das Ableben von Erich, unserem Freund und mutigen Mitstreiter für die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Monitoringausschuss. Erich hat viel bewegt und sich unermüdlich für Selbstbestimmung und umfassende Teilhabe von Menschen mit Lernschwierigkeiten eingesetzt. Er hinterlässt eine große Lücke. Unser Mitgefühl gilt besonders seinen Angehörigen sowie allen Freund*innen“, so Christine Steger, Vorsitzende des Monitoringausschusses.

Als langjähriges Mitglied im Monitoringausschuss hat sich Erich Girlek mit seiner Expertise für die Interessen von Menschen mit Lernschwierigkeiten eingesetzt. Magdalena Kern, Kollegin im Monitoringausschuss: „Von der ersten Begegnung an war ich von Erichs Zielstrebigkeit und Engagement beeindruckt. Er wolle den Monitoringausschuss mitgestalten, erzählte er mir bei unserem ersten Treffen am Rande einer Konferenz. Schon kurze Zeit später durften wir ihn als Kollegen im Ausschuss begrüßen und so vieles von ihm lernen! Danke, lieber Erich, für dein konsequentes Einfordern von Leichter Sprache und für die Einblicke in die Arbeit des Netzwerk Selbstvertretung. Du hast vorgelebt, wie Mitbestimmung und Solidarität in der Praxis aussehen können. Deine Erfolge für Inklusion und Menschenrechte bleiben!

Besonders das Recht auf „Richtiges Geld für richtige Arbeit“ und die Schaffung eines inklusiven Schulsystems für alle Kinder waren ihm dabei ein Anliegen. Er selbst besuchte in seiner Kindheit eine Sonderschule, woran er sich nicht besonders positiv zurückerinnerte. Nur wenn alle Kinder gemeinsam lernen und aufwachsen würden, könne man langfristig Vorurteile in der Gesellschaft abbauen, davon war Erich überzeugt. Zudem betonte er dabei stets die Notwendigkeit der Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und arbeitete auch am neuen Erwachsenenschutzgesetz mit, das mehr Autonomie und Selbstbestimmung für viele zuvor besachwaltete Menschen bedeutet.

Seit 2009 leitete der ausgebildete Peer-Berater das Selbstvertretungsbüro der Lebenshilfe Salzburg. In einem 2017 geführten Interview erklärte Erich: „Es geht um den Grundsatz ,Nichts über uns ohne uns’. Oft wird über die Menschen mit Lernschwierigkeiten einfach bestimmt. Man redet nicht mit ihnen und fragt sie nicht nach ihrer Meinung, weil man ihnen nichts zutraut. Wir stärken Menschen mit Lernschwierigkeiten damit sie ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können und über ihre Rechte Bescheid wissen.“

Als Vorstandsmitglied im Verein knack:punkt war Erich als Experte für Menschen mit Lernschwierigkeiten und als beratendes Vorstandsmitglied tätig. Insbesondere aber für die Unabhängigkeit in der Selbstvertretung leistete Erich Girlek unerschütterlich Pionierarbeit. So war er aktives Mitglied im Kernteam des Netzwerkes Selbstvertretung Österreich und mit der Gründung von „Mensch Zuerst – People First Salzburg“ gelang ihm ein Meilenstein für unabhängige Selbstvertretung.

Für sein unermüdliches Engagement im Einsatz für das selbstbestimmte Leben von Menschen mit Behinderungen und ihrer gleichberechtigten Anerkennung in der Gesellschaft erhielt er 2016 den renommierten Dr. Elisabeth Wundsam-Hartig Preis.

Dieser Beitrag wurde im Namen des Unabhängigen Monitoringausschusses für die Zeitschrift Monat verfasst.

Erich Girlek steht hinter einem Sprechpult. Dahinter sieht man zwei Rollups. Eines der Wiener Monitoringstelle und eines des Unabhängigen Bundes-Monitoringausschusses. Erich Girlek trägt ein helles Hemd und spricht ins Mikrofon.
Erich Girlek spricht bei der Öffentlichen Sitzung des Monitoringausschusses.